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Apr 24 2013

 von: Redaktion dsl-tarifjungle.de

Mit ihren neuen Tarifen beendet die Deutsche Telekom Anfang Mai das Zeitalter der Flatrates – und womöglich auch das des freien Internets. Statt grenzenlosen Netzzugang bietet das Unternehmen dann nur noch Datenvolumen an. Bei Überschreitung wird die Bandbreite auf ein Minimum gedrosselt. Auch die Netzneutralität ist gefährdet.

Ende der Flatrate

Die Deutsche Telekom hat angekündigt, ab dem 2. Mai 2013 neue Tarife einzuführen. Diese beinhalten jedoch eine alles verändernde Klausel, denn die Festnetz-Anschlüsse werden dann nur noch mit einem festen Datenvolumen vermarktet. Dem Nutzer einer Leitung mit 16 Mbit/s stehen dann beispielsweise nur noch 75 Gigabyte Traffic im Monat zur Verfügung. Nach dem Aufbrauchen dieses Kontingents wird die Anschlussgeschwindigkeit auf 384 Kbit/s gedrosselt. Das Internet wird damit für nahezu alle Anwendungsmöglichkeiten unbrauchbar.

Drosselung auch eher möglich

Zwar hat die Telekom abgekündigt, die Drosselung nicht vor dem Jahr 2016 anzuwenden. Bestehende Verträge würden zudem nicht geändert und seien damit auch nicht von der neuen Regelung betroffen. Jedoch gibt könnte die Deutsche Telekom die Drosselung auch schon eher umsetzen, sobald sie in den Verträgen verankert ist, denn mit der Angekündigung, bis 2016 abzuwarten, geht die Telekom keinerlei Verpflichtung ein.

Volumen im Überblick

Im Detail soll das Datenvolumen bei den Telekom-Verträgen wie folgt aussehen. Für einen Anschluss mit 16 Mbit/s stehen 75 Gigabyte pro Monat zur Verfügung, für eine Leitung mit 50 Mbit/s 200 Gigabyte. Bei 100 Mbit/s sind es 300 Gigabyte, während es bei 200 Mbit/s 400 Gigabyte sein sollen. Laut Telekom erzeugt der durchschnittliche Internetnutzer heutzutage 15 bis 20 Gigabyte Traffic im Monat. Es könnte also den Eindruck erwecken, das angebotene Datenvolumen, dass sich zum Umgehen der Drosselung übrigens auch kostenpflichtig erweitern lassen soll, ist vollkommen ausreichend. Aber das ist erstens weit gefehlt. Und zweitens liegt der wahre Kern des Problems an einer ganz anderen, entscheidenden Stelle.

Goodbye, Freiheit

Wie die Telekom mit der Ankündigung der Umstellung bekannt gab, soll die Nutzung von Telekom-Services wie dem IPTV-Angebot Entertain oder dem Musik-Streamingdienst Spotify nicht auf das verbrauchte Volumen angerechnet werden. Was im ersten Moment vielleicht noch ganz entgegenkommend wirken mag, entpuppt sich bei genaueren Betrachtung zum wahren Desaster. Denn nichts anderes als die Netzneutralität – und damit das freie Internet, wie wir es heute kennen – wird damit ausgehebelt und abgeschafft. So kann der Telekom-Kunde zwar die sogenannten „Managed Services“ des Anbieters, die er entweder selbst bereitstellt (z.B. Entertain) oder gegen Bezahlung mit seinen Angeboten vertreibt (siehe Spotify), unbegrenzt nutzen. Will der Kunde aber den Service eines anderen Anbieters intensiv nutzen – also Beispielsweise auf Entertain verzichten und dafür lieber ein Maxdome-Abo abschließen und dazu noch hin und wieder über iTunes Filme ausleihen – dann stößt die freie Nutzung spätestens mit der intensiveren Nutzung an seine Grenzen. Die Netzneutralität mit dem freien Zugang zu allen angebotenen Diensten ist damit nicht länger gegeben.

Es geht um Geld

Die Telekom hat hierbei letztendlich die Maximierung ihrer Einnahmen im Sinne – die sie auf Kosten der Netzneutralität erzwingen will. Mit dem Anbieten von unlimitiert nutzbaren Services nimmt das Unternehmen doppelt Geld ein – für die Bereitstellung vom Anbieter selbst (siehe wieder Spotify) und dazu noch vom Kunden, der für die Nutzung des Dienstes zahlt. Will der Kunde auch andere Dienste, die in Zukunft wegen steigender Qualität (bei Filmen beispielsweise durch die HD-Qualität oder die immer größere Verbreitung von Claud-Anwendungen im Alltag) immer Datenintensiver werden, für sich nutzen, wird er die Volumengrenze der Telekom wohl eher früher als später überschreiten. Sein Anschluss wird dann mit 384 Kbit/s praktisch unbrauchbar. Er muss dann kostenpflichtig Zusatz-Traffic bei der Telekom kaufen.

Shitstorm, Kündigungen und Kritik

Auf eine Antwort brauchte die Telekom nach ihrer Bekanntmachung nicht lange warten. Im Internet tobt derzeit ein Shitstorm gegen das Telekommunikationsunternehmen, von Unverständnis über Wut bis hin zu Ankündigung der Vertragsauflösung muss sich der Konzern derzeit einiges anhören. Auch in den Medien und in der Fachpresse hagelt es scharfe Kritik und deutliche Worte gegen das Unternehmen. Vielerorts wird angeprangert, die Telekom schicke das Internet mit der Volumenbegrenzung und Drosselung wieder auf den Stand der 90er Jahre zurück. Und auch Web-Services, wie der Video-on-Demand-Anbieter Watchever, prangern die Pläne der Telekom an und bezeichnen sie als Rückschritt für das Internet und Gefahr für das eigene Angebot.

Die große Frage: Was machen die Anderen?

Mit der Ankündigung der Volumenbegrenzung war die Deutsche Telekom das erste Unternehmen hierzulande, das den Rückschritt, weg von den Flatrates, wagen wird. Die Frage ist nun, was die anderen Marktteilnehmer machen. Ziehen sie mit und schaffen das freie Internet und die Netzneutralität gemeinsam ab? Oder verwehren sie sich diesem Schritt? Kurz nach der Bekanntgabe durch die Telekom gab es bereits Gerüchte, dass auch Vodafone ein entsprechendes Modell plane. Jedoch dementierte das Unternehmen diese Berichte sofort – Vodafone plane derzeit keine Drosselung der Anschlüsse. Auch andere Internetanbieter, wie beispielsweise Unitymedia Kanel BW, wollen derzeit keine Volumenbegrenzungen einführen.

Quelle: Deutsche Telekom

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